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Paratuberkulose, Morbus Crohn und das liebe Geld

Im August konnten wir Erstaunliches lesen.

Eine internationale Beratungsfirma Vose Consulting gab eine Risikoeinschätzung zum Problem Paratuberkulose und Morbus Crohn für den "hypothetischen" Fall ab, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen gäbe.

Konkret ging es darum einzuschätzen, wie hoch die Umsatzeinbuße der US-Milchindustrie und wie groß der Schaden für die US-Milchfarmer wäre, wenn der "ja nur hypothetische" Fall einträte, dass ein Zusammenhang zwischen der Paratuberkulose des Rindes und der Morbus Crohn-Erkrankung des Menschen offiziell für gegeben angesehen würde und dadurch der Konsum von Milchprodukten beeinträchtigt würde.

Bei einem Rückgang des Milchkonsums von nur 1% rechnet man mit einem Minus von 600 Millionen $ für den Verbrauch von Milchprodukten, bei 5 % wären es schon 2.9 Milliarden $ und bei einem Rückgang um 30 % wären es 14.93 Milliarden $.

Gleichzeitig entstünde bei einem 1 % Rückgang den Farmern ein Einkommensloch von 270 Millionen $, bei 5% von 1.3 Milliarden $ und bei 30 % von 5.87 Milliarden $.

Der Gesamtschaden wäre zu addieren.

In der Risikoeinschätzung wird kontinuierlich versichert, dass der Zusammenhang zwischen den Erkrankungen nur hypothetisch sei, aber das macht einen Leser nur um so misstrauischer, insbesondere wenn man die imposanten Zahlen zur Kenntnis nimmt und man lesen darf, dass den Aktienbesitzern Informationen für die weitere Diskusssion des Themas an die Hand gegeben werden sollen.

LeserInnen der milchlos-Seite ist der Zusammenhang zwischen den Paratuberkuloseerregern beim Rind, die u.a. über Milchprodukte in die menschliche Nahrungskette gelangen und der großen Wahrscheinlichkeit, dass diese bei vielen von Morbus Crohn Betroffenen die Krankheit ausgelöst oder verschlimmert haben, bekannt. Wir berichteten mehrfach:

Wenn eine Consulting-Firma von der US-Regierung mit einer derartigen Risikoabschätzung beauftragt wird, und die dargestellten finanziellen Auswirkungen beschreibt, liegt die Vermutung nahe, dass entweder bald ein Zusammenhang offiziell anerkannt wird oder, dass ein Zusammenhang nur wegen der gewaltigen finanziellen Auswirkungen offiziell nicht anerkannt wird.

In jedem Fall wird deutlich, wie schlecht es um den Gesundheitsschutz der Allgemeinheit in unseren westlichen Staaten steht. Im Zweifel hat die Wirtschaft Vorrang.

In Deutschland liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch hier wird seit Jahren der eigentlich nicht zu leugnende Zusammnehang zwischen beiden Erkrankungen offiziell nicht bestätigt. Zu groß wäre wohl der wirtschaftliche Schaden für die betroffenen Milcherzeuger und die Milchindustrie und außerdem kämen gewaltige Kosten zur Bekämpfung der Tierseuche auf die Staatskassen zu. Wer möchte das schon?

So bleibt alles beim Alten. Die Krankenkassen zahlen ja und der psychische Stress der Betroffen um mit der Erkrankung und ihren sozialen Folgen umzugehen ist nicht bezifferbar und muss von ihnen persönlich-individuell geleistet werden. Für Wirtschaft und Staat offensichtlich die preiswertere Variante.

Medline PMID: 18650302

Letzte Änderung am 04.12.2011

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