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Meta-Analysen, die Nebelwerfer!

Meta-Analysen werden häufig gemacht, um ernsthafte wissenschaftliche Forschung zu konterkarieren. Sie sind praktisch erst durch den Aufbau der wissenschaftlichen Komputer-Datenbanken möglich geworden.

Wie kommt eine solche Studie zustande?

WissenschaftlerInnen beschießen, sich zu einem Thema einen Überblick über die weltweiten Veröffentlichungen zu verschaffen. Sie fragen unter bestimmten Gesichtspunkten verschiedene Datenbanken ab und erhalten eine ganze Latte von englischsprachigen Abstracten, den kurzen Zusammenfassungen, die jeder Studie heute vorangestellt werden.

Aus dieser Sammlung werden die das Thema betreffenden Studien heraus gesucht.

Der nächste Schritt ist, sich die interessierenden Studien in voller Fassung zu besorgen.

Dann wird deutlich, welche Studien letztlich in die Meta-Analyse einbezogen werden können und welche nicht. Zum Schluss landet man bei einer bestimmten Anzahl von Studien, die für relevant gehalten werden. Jetzt werden die jeweiligen Studienmethoden- und ergebnisse abgeglichen. Weitere Studien werden ausgeschlossen und zum Schluss ein Pool von relevanten Studien beschlossen, der ausgewertet wird. Je mehr Studien eine bestimmte Auffassung vertreten, desto wahrscheinlicher erscheinen ihre Resultate.

Es dürfte deutlich werden, dass der Manipulation Tür und Tor geöffnet ist, denn für das Ergebnis ist ganz entscheidend, welche Studien ausgewählt werden und welche aus welchen Gründen weggelassen werden. Und ganz entscheidend: eigene Forschung wird nicht betrieben, man wertet nur das aus, was andere anhand ihrer Daten schon einmal ausgewertet haben und fasst zusammen. So werden im Extremfall Studienergebnisse aus verschiedenen Erdteilen miteinander verglichen. Die Probenden kommen aus unterschiedlichen Kulturen, ernähren sich völlig anders, haben verschiedene Hautfarben, die Wissenschaftstradition ist anders etc.

Weil es zu jedem Thema mittlerweile diametral entgegengesetzte Forschungsergebnisse gibt - besonders aber bei umstrittenen Themen - kann durch Meta-Analyse im Forschergewand, alles und nichts bestätigt werden, gerade wie`s gebraucht wird.

Durch solche Zusammenstellungen werden mittlerweile immer mehr ernsthafte Forschungsergebnisse auf den Kopf gestellt. Meta-Analysen gaukeln vor, dass eine Mehrheit von Studien das Ergebnis X erbracht habe und es unnötig sei, sich mit den einzelnen Studien selbst zu befassen.

Sie sind eher etwas für für die Manipulation in eine gewünschte Richtung und den großen öffentlichen Auftritt, weil Journalisten meistens nicht beachten wie Meta-Analysen zustande kommen. Mit wissenschaftlicher Forschung haben sie so gut wie nichts zu tun.

Tatsächlich kommt kein Endverbraucher um die eigene Entscheidung herum, ob er/sie die Methode einer Studie für gelungen hält, ob sich aus dem Studiendesign die Ernsthaftigkeit der Forschung erkennen lässt und damit das Ergebnis plausibel ist.

In Sachen Milch und Ovarialkrebs wurde im August 2005 eine neue Meta-Analyse weltweit in den Medien lanciert.

Da hieß es:

High Milk Intake May Boost Ovarian Cancer Risk

oder

Hoher Milchkonsum könnte Risiko für Eierstockkrebs erhöhen.

Metastudie: Vollmilch und Co erhöhen möglicherweise das Erkrankungsrisiko.

Eigentlich hätte es dieser Meta-Analyse gar nicht bedurft, denn der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Eierstockkrebs ist ein alter Hut und durch sehr gute wissenschaftliche Forschung in den skandinavischen Ländern belegt (siehe Neues im Januar 2005 ).

Ein Dorn im Auge der Ernährungsindustrie?

Was hat also die schwedischen ForscherInnen um Susanna Larsson vom Karolinska-Institut in Stockholm bewogen eine Meta-Analyse zu veröffentlichen? Wir wissen es natürlich nicht, aber einiges spricht dafür, dass sie ihre eigenen Studien relativieren wollten oder sollten.

Sie kamen nämlich noch im November 2004 zu dem Ergebnis: "Milk was the dairy product with the strongest positive association with serious ovarian cancer... We observed a positive association between lactose intake and serious ovarian concer."

Übersetzung: "Milch war das Molkereierzeugnis mit der stärksten positiven Beziehung zu bösartigem Eierstockkrebs... Wir haben eine positive Beziehung zwischen Milchzuckerkonsum und bösartigem Eierstockkrebs ausgemacht."

American Journal Of Clinical Nutrition, November 2004; 80(5), S. 1353-1357 PMID: 15531686

Folgt man dagegen der Meta-Analyse, die trotz großer Ankündigung im August 2005, erst im Januar 2006 veröffentlicht wurde, sieht`s plötzlich anders aus.

International Journal of Cancer 2006 Jan 15;118(2), S. 431-441 PMID 16052536

Von den 21 erfassten Studien, waren 18 Fall-Kontroll-Studien. Diese bestätigten angeblich den vermuteten Zusammenhang nicht, nur hinsichtlich des Vollmilch-Konsums ließ sich eine leichte Erhöhung des Ovalialkrebsrisikos erkennen. Die restlichen drei Studien waren epidemiologische Kohortenstudien, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen Milch-/Laktosekonsum und bösartigem Ovaliakkrebs bestätigten.

Bei den 18 Fall-Kontroll-Studien wurden die Patientinnen nach der Tumordiagnose zu ihrem Ernährungsverhalten in der Vergangenheit befragt. Solche Aussagen können durch die verschiedensten Einflüsse verfälscht sein, besonders durch die Kenntnis des Zusammenhangs zwischen Milchproduktekonsum und Ovarialkrebs.

Dagegen sind epidemiologische Kohortenstudien relativ fälschungssicher und beziehen einen großen Kreis von Probanden ein. Bei diesen Studien wird eine Kohorte von ProbandInnen gebildet, deren Ernährungs- und Lebensstilverhalten über lange Jahre festgehalten wird. Im Anschluß daran wird erst das Auftreten bestimmter Krankeiten analysiert. Hier sind Verfälschungen und unbewußte Manipulationen kaum möglich, da keiner weiß welche Krankheiten auftreten werden und wann.Solche Studien haben daher einen viel höheren Aussagewert als Fall-Kontroll-Studien.

Bei der Auswertung ihrer Studienzusammenstellung legten die ForscherInnen nun in diesem Fall den Schwerpunkt auf die Fall-Kontroll-Studien und so ergab sich 18 mal minus und 3 mal plus hinsichtlich eines Zusammenhanges zwischen Milchkonsum und Ovarialkrebs.

'Da die Meta-Analyse also ohne sichere Beweiskraft für einen Zusammenhang sei, gibt es keinen Grund für Frauen auf Milch zu verzichten', so Susanna Larsson in einer Presseveröffentlichung im August 2005.

Genau deshalb wurde diese Meta-Analyse offensichtlich gemacht: um die Frauen, die von der Milch gelassen haben wieder zum Milchkonsum zu bewegen. Denn die epidemiologischen Studien sind allesamt so eindeutig in ihrer Aussagekraft bezüglich eines Zusammenhangs zwischen Ovarialkrebs, Milchprodukten und Laktose, dass immer mehr Frauen davon Kenntnis bekommen haben und entsprechend handeln. Denn Ovarialkrebs ist die 4-häufigste Tumorart an der Frauen erkranken.

Der Hinweis in der Presseveröffentlichung von Susanna Larsson auf eine angeblich protektive Wirkung von Milch bei Dick-Darmkrebs und der Notwendigkeit deshalb Milchprodukte zu verzehren, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Auch dieser angenommene Zusammenhang entspringt einer zweifelhaften Meta-Analyse.

Und bezüglich Milchkonsum und Dick-Darmkrebs kann als ziemlich sicher gelten, dass Laktoseintoleranz, also die Unfähigkeit den Milchzucker von Milchprodukten im Dünndarm zu verstoffwechseln, das Dick-Darmkrebsrisiko sogar erhöht und nicht senkt.

Gut 2005 May; 54(5), S. 643-647 PMID: 15831909

Gerade von Laktoseintoleranz ist ein beträchtlicher Teil der europäischen Bevölkerung betroffen.

Mit Hilfe von Meta-Analysen hofft man offensichtlich, die unbequemen Forschungsergebnisse relativieren und ignorieren zu können.

Letzte Änderung am 04.12.2011

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