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Konsum von Milchprodukten bei Laktose-Intoleranz

"US-Pädiater raten Personen mit Laktose-Intoleranz zu mäßigem Konsum von Milchprodukten", ließ sich das deutsche Ärzteblatt im September vernehmen.

Nicht ganz richtig, denn der Aufsatz beschäftigt sich nicht mit Erwachsenen, sondern mit Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden. Nur auf diese Personengruppe bezogen gilt die Empfehlung. Denn in diesem Alter verfügen viele Betroffene meist noch über eine mäßige Laktaseproduktion, so dass kleinere Mengen Milch durchaus vertragen werden können.

Zwei Argumente für den Milchkonsum werden angeführt,

  1. dass durch Milchkonsum keine Schäden an den Darmwänden auftreten würden, wie das z.B. bei Zöliakie und Milcheiweißallergie der Fall sei und
  2. die Kalziumversorgung.

Diese Argumentation ist bemerkenswert, wird doch hier als Allgemeinwissen dargeboten, dass allergische Reaktionen auf Milchproteine zu Darmmucosaschäden führen können. Die entsprechenden Studien sind bekannt, siehe z.B. Neues im Juni 2005. Viel Aufhebens ist darüber bisher nicht gemacht worden. Von daher ist das selbstverständliche Bekenntnis über Schäden an den Darmwänden bei Milcheiweißallergie bemerkenswert.

Der Aufsatz grenzt seine Aussagen zur Laktoseintoleranz (LI) scharf von der Kuhmilcheiweißallergie ab, für die seine Empfehlung nicht gelte. Das ist löblich, jedoch ist eine Unterscheidung im Kleinkindalter zwischen LI und Milcheiweißallergie meist schwer zu treffen. Denn bekannt ist, wer als Säugling oder Kind keine Milch verträgt, hat meist eine Milcheiweißallergie, die LI stell sich erst später ein.

Daher sind die Empfehlungen der Pädiater zur LI zumindest für die Gruppe der Kleinkinder wenig praxistauglich.

Das Argument zu Kalziumversorgung entspringt der Auffassung der Autoren, dass Milchprodukte aufgrund ihres Protein- und Mineralstoffgehalts für das Wachstum von Kindern unbedingt notwendig seien.

Andere Wissenschaftler sind bezüglich dieser Thematik anderer Auffassung. Dass die Kalziumaufnahme aus Wasser ebenso gut bzw. besser als aus Milch ist, hat gerade ein Wissenschaftler bekannt, der der Milchindustrie nahe steht: American Journal of Clinical Nutrition 2006 Aug;84(2), S. 371-374, Medline PMID 16895885.

Alles in allem handelt es sich um einen Aufsatz, der die LI beschreibt, ohne Neues zu bringen, denn die langfristigen Auswirkungen des Milchkonsums unter Laktoseintoleranz bzw. die Auswirkungen eines milchfreien Lebens auf die Gesundheit sind noch immer nicht erforscht, was die Autoren erkannt haben und bemerken.

Jenseits der Zusammenfassung des allseits Bekannten, werden bedauerlicherweise keine neuen Forschungsergebnisse vorgestellt. So beruht die Aussage, dass trotz Vorliegens einer LI Milchprodukte in kleinen Mengen vertragen würden auf einer vor 9 Jahren veröffentlichten Studie: American Journal of Clinical Nutrition 1997;65, S. 1502-1506, bei der die Probanden nur 7 Tage lang getestet wurden! Eine weitere Studie, die als Beweis angeführt wird, ist von der Milchindustrie gesponsert worden: Karry und Savaiano u.a. in: Journal of the American College of Nutrition, Voume 20, Nr. 2 S. 198S-207S aus 2001. Dass sich Empfehlungen von Pädiatern im Jahre 2006 zentral auf eine im Jahre 1997 veröffentliche Studie stützten, ist nachdenkenswert. Da hätte man sich doch wenigsten eigene, neue Studienergebnisse gewünscht. Und dass daran Wissenschaftler beteiligt waren, die Studien von der Milchlobby finazieren lassen, lässt ein ungutes Gefühl aufkommen.

Der Aufsatz: Lactose Intolerance in Infants, Children, and Adolescents

Letzte Änderung am 04.12.2011

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