WissenschaftlerInnen an einer der angesehensten und bekanntesten Unis für öffentliche Gesundheit in den USA in Los Angeles – haben erneut einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Prostatakrebs in einer epidemiologischen Studie über einen langen Untersuchungszeitraum – 28 Jahre – festgestellt.
Medline PMID: 23256145
Ein deutscher Wissenschaftler von der Universität Osnabrück – Bodo Melnik – hat zusammen mit Kollegen aus Schweden und den USA die biochemischen Abläufe beschrieben, durch die das Tumorwachstum durch Milch überhaupt erst oder stärker anregt wird, als durch andere Nahrungsmittel.
Die Veröffentlichung ist leider nur in Englisch im Netz, dafür aber im Volltext kostenfrei zu erhalten: Für Laien nicht einfach zu lesen, aber die Message kommt an.
Stark vereinfacht lässt sich der Signalweg, der durch Milch angestoßen wird wie folgt beschreiben:
Neben Wachstumsfaktoren wie IGF–1 und Glukose, enthält Milch einen weiteren Stoff, der eine Signalwirkung im Zellstoffwechsel auslöst, die Aminosäure Leucin.
Leucin ist im Molkenprotein enthalten, das sehr leicht verdaulich ist. Leucin ist mit Abstand die häufigste in Milch vorkommende Aminosäure, etwa 3,50 g je Liter Vollmilch.
Das Enzym mTORC1 [mammalian target of rapamycin complex 1], eine Kinase – die auf Signale von außen, besonders auf Nährstoffe reagiert, ist für Wachstum, Vermehrung und Bewegungsvermögen von Zellen wichtig und Teil der Signalübertragung im Körper, der Anfang einer Kaskade von Signalwegen.
Dieses Enzym wird von Insulin, IGF's, Aminosäuren, speziell Leucin, stimmuliert. Kommt es dauerhaft zu falschen Signalübertragungen im mTORC1–System, dann scheint dies am Ende zur Tumorbildung beizutragen. Deshalb steht der mTORC1–Signalweg mittlerweile im Fokus der Krebsforschung.
Professor Melnik zeigt auf, wie Milchproteine mit ihrer Leucin-Ladung die Insulin– und IGF–1–Signalübertragung aktivieren und zur Überstimulation der mTORC1–Signalwege führen.
Zwar enthalten Fleisch und Fisch ebenfalls reichlich Leucin, hier gelangt das Leucin aber viel langsamer in den Stoffwechsel als das Milcheiweiß. Letzteres hat einen insulinämischen Index von über 100, Fleisch dagegen nur von 50.
Milchweiweiße stimulieren aus verschiedenen Gründen in viel größerem Umfang die Insulin– und die Wachstumsfaktorenproduktion im Körper als Muskelproteine, sprich Fleisch und Fisch. Daher aktiviert Milch innerhalb einer Zeiteinheit erheblich stärker mTORC1, als andere leucinhaltige Lebensmittel.
Wer sich mit dem Einfluss von Lebensmittlen, speziell Milchprodukte auf die Entstehung oder Förderung von Akne, Diabetes, und Tumoren, speziell Prostataktrebs beschäftigen will, ist mit den Veröffentlichungen von Bodo Melnik und Loren Cordain im Fokus der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
In der April-Ausagbe der Fachzeitschrift - Der Hautarzt, Seite 252 ff - kann der mTORC1-Signalweg in einem Aufsatz von Bodo Melnik auf Deutsch nachvollzogen werden.
Letzte Änderung am 15.04.2013