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Milchkonsum während der Schwangerschaft

Im Mai 2006 machte eine kanadische Studie von sich Reden, die eigentlich keines Aufhebens Wert gewesen wäre, hätte man sie nicht absichtlich verfälschend interpretiert.

Denn oh Schreck, Babies, deren Mütter während der Schwangerschaft wenig Milch getrunken hatten, kamen durchschnittlich mit 120 g ! weniger Geburtsgewicht auf die Welt als diejenigen, die mehr Milch getrunken hatten. Die Medien überstürzten sich in sorgenvollen Kommentaren um das Wohl unseres Nachwuchses, das durch Milchabstinez der Mütter während der Schwangerschaft Schaden zu nehmen drohe, Tenor: kleinere und schwächere Babies.

Tatsache ist, dass die Kinder aus der "low milk"-Gruppe durchschnittlich 3410 g und die Kinder aus der "high milk"-Gruppe 3530 g bei der Geburt mitbrachten. Die Kinder aus der "low milk"-Gruppe hatten damit ein Gewicht, das im Durchschnitt um 300 g höher liegt als das durchschnittliche Geburtsgewicht vor 15 Jahren. Das lag nämlich bei nur 3100 g!

Und in Kopfumfang und Größe unterschieden sich die Kinder aus beiden Gruppen überhaupt nicht.

Dass viel Milchkonsum während der Schwangerschaft Babys stark mache, wie z.B. die Ärzte Zeitung berichtete, ist mit Verlaub gesagt, angesichts der Studienergebnisse Humbug.

Viel eher kann aus der Studie folgendes geschlossen werden, dass

  1. das Geburtsgewicht heute allgemein höher liegt als noch vor ein paar Jahren,
  2. dass Intelligenz und Längenwachstum der "low milk"-Kinder sich von denen der "high milk"-Kinder nicht unterscheiden,
  3. sich aber das Geburtsgewicht der "low milk"-Kinder von dem der "high milk"-Kinder in geringem Umfang unterschied, woraus -wenn überhaupt ein Schluss gezogen werden soll- dann der, dass "low milk"-Kinder eher zukünftig normalgewichtig sein werden als "high milk"-Kinder. Denn folgt man einigen Studien, gibt es einen Zusammenhang zwischen hohem Geburtsgewicht und sich später manifestierendem Übergewicht.

Die Studie ist also eher ein Beweis dafür, dass Milch Adipositas fördern könnte, als ein Beweis für irgendeinen Mangel durch milchlose Ernährung.

Und die angesprochene positive Auswirkung des Milchkonsums und des Vitamin D auf z.B. das Immunsystem ist ebenfalls ein Schuss in den Ofen. Das trifft nämlich nur auf nordamerikanische Verhältnisse zu, wo überwiegend künstlich mit Vitamin-D angereicherte Milch konsumiert wird, was es in Deutschland nicht gibt. Die Vitamin-D-Anreicherung von Milch ist nämlich aus gesundheitlichen Gründen nicht unumstritten.

Hier wie jenseits des Atlantik enthält Milch wegen der dauernden Stallhaltung der Kühe nur noch geringe Mengen Vitamin-D. Da bei uns die Milch nicht künstlich mit demselben angereichert wird, dürfte jedes Argument bezüglich irgendeiner damit verbundenen Wirkung obsolet sein.

Quellen:

CMAJ. 2006 Apr 25;174(9):1273-1277.

Association of low intake of milk and vitamin D during pregnancy with decreased birth weight.

PMID: 16636326

http://www.ratio2000.de/article.php?sid=1391

Der Mensch am Beginn seines Lebens: Immer größer, immer dicker ...

Ärzte Zeitung, vom 04.05.2006

Viel Milch in der Schwangerschaft macht Babys stark

Drei Glas Milch täglich ratsam

Letzte Änderung am 04.12.2011

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