Ein australisch-vietnamesiches Forscherteam ging der Frage nach, ob vegane Kost einen negativen Einfluss auf die Knochendichte hat und warum die weiße, kaukasiche Bevölkerung häufiger von Osteoporose betroffen ist als die asiatische Bevölkerung.
Zwar trifft Osteoporose (Knochenentkalkung) Frauen wie Männer, bei Frauen tritt sie nach der Menopause jedoch erheblich häufiger auf als bei gleichaltrigen Männern. Sie ist ein hoher Kostenfaktor in allen westlichen Gesundheitssystemen.
Deshalb wird zur Vorbeugung vor Osteoporose und zur Therapie zu hohem Kalziumkonsum aufgerufen. Milchprodukte werden – wegen ihres hohen Kalziumgehalts – in diesem Zusammenhang als Gesundheitsprodukte vermarktet.
Verglichen wurde eine Gruppe Buddhistischer Nonnen im Alter von 50 bis 85 Jahren, die sich Jahrzehnte lang vegan ernährten, also weder Fleisch, Fisch noch Milchprodukte aßen, mit einer gleichaltrigen Gruppe von Allesesserinnen.
Die Nonnen nahmen erheblich weniger Kalzium und Eiweiß durch die Nahrung auf als die Kontrollgruppe. Erwartet wurde, dass sie eine geringere Knochendichte haben würden und daher ein größeres Risiko für Knochenbrüche, respektive Osteoporose.
Tatsächlich gab es jedoch keine Unterschiede. Die Knochendichte der Veganerinnen war trotz einer täglichen Kalziumaufnahme von nur ca. 350 mg nicht geringer als die der Normalesserinnen, die mehr als doppelt so viel Kalzium zu sich nahmen.
Die hiesige empfohlene tägliche Kalziumaufnahme für diese Altersgruppe liegt bei 900 bis 1000 mg, also fast dem 3-fachen dessen, was die Veganerinnen zu sich genommen hatten. Trotzdem haben Europäerinnen häufiger Osteoporose als Asiatinnen.
Leider wurden die Vitamin-D-Spiegel im Blut nicht gemessen um Vergleiche mit der hiesigen Bevölkerung ziehen zu können, die vermutlich weniger Sonnenlicht abbekommt als die Studienteilnehmerinnen im südlichen Vietnam. Hohe Vitamin-D-Spiegel im Blut und damit eine bessere Kalziumverwertung könnten eine Erklärung für das verblüffende Ergebnis sein, so das Ärzteblatt. Durch viele Studien ist belegt, dass nicht so sehr das Kalzium als vielmehr eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zur Vorbeugung vor Knochenbrüchen beiträgt.
Um das Ergebnis in unseren Breitengraden zu validieren, könnte man hiesige Veganer und Laktoseintolerante, die komplett auf Milchprodukte verzichten, untersuchen. Auch diese Gruppen nehmen weniger Eiweiß und Kalzium zu sich als der Rest der Bevölkerung.
Wir wären gespannt was eine solche Untersuchung ergibt!?
Weil sich mittlerweile herum gesprochen hat, dass Vitamin-D-Mangel bei Osteoporose einen möglicherweise entscheidenden Einfluss hat, werden nach Frakturen – neben anderen Wirkstoffen – Kalzium-Vitamin-D-Kombinationspräparate verabreicht.
Die Vitamin-D-Versorgung durch Sonnenlicht ist in der nördlichen Hemisphäre, wo ein großer Teil der Weißen auf diesem Erdball leben, jahreszeitlich bedingt meist nicht ausreichend, so dass generell eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung festgestellt wird, die als allgemeines Gesundheitsrisiko gilt.
Zur Prophylaxe für die gesamte Bevölkerung werden Milchprodukte, die zwar Kalzium, aber als Folge der industriellen Milchproduktion kaum mehr Vitamin D enthalten, in vielen Ländern künstlich mit Vitamin D versetzt.
Das garantiert zumindest, dass ein Teil der Bevölkerung vom Milchkonsum kalziummässig profitieren kann.
Der Teil der Bevölkerung, der laktoseintolerant ist, hat indes nichts davon, da diese Menschen wiederum wenig oder keine Milchprodukte zu sich nehmen. Tun sie es doch, treten durch den Dauer-Milchkonsum Stoffwechselstörungen auf, die ihre Kalziumabsorption insgesamt behindern.
Deutschland setzt der Milch kein Vitamin-D zu.
Ein Grund ist die Tatsache, dass die verheerende Wirkung der industriellen Milchproduktion auf den Vitamin-D-Gehalt der Milch nicht diskutiert werden soll. Denn Milch war in ferner Vergangenheit, als die Kühe noch auf der Weide standen und Grünfutter ihre Hauptnahrung ausmachte, auch Vitamin-D-Lieferant, im Sommer jedenfalls. Daher glauben immer noch viele Menschen Milch sei ein guter Vitamin-D-Lieferant. Das hat sich völlig geändert. Milch enthält heutzutage ganzjährig so gut wie kein Vitamin-D mehr und steht insofern mit ihrer Kalziumlast alleine da.
Weil Vitamin-D die Kalziumabsorption im Darm fördert, ist heutige Milch ohne Vitamin-D – trotz hohem Kalziumgehalts – ganz allgemein als schlechter Kalziumlieferant anzusehen.
Ernährungshinweise zur Osteoporoseprävention findet man auf einer Seite der DGE, in der auf Vitamin-D eingegangen wird.
Quelle:
Deutsches Ärzteblatt: Buddhistische Nonnen: Keine Osteoporose trotz Veganer-Kost
Garvan Institute: Vegan Buddhist nuns have same bone density as non-vegetarians
Osteoporosis International: Veganism, bone mineral density, and body composition: a study in Buddhist nuns
Letzte Änderung am 04.12.2011