Hormone (BST und IGF I)
2.4.1.2. IGF I
seine physiologischen Wirkungen und Funktionen im Gastrointestinalbereich
- bis 1991 hat man den IGF-Aktionen im Darm wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
- in der fötalen Periode enthält der Darm eine der höchsten Konzentrationen von IGF-I-mRNA und entsprechend ist der Darmgehalt an IGF I höher als der der Leber.
- Im menschlichen fötalen Darm ist die IGF-Immunreaktion in den Zellen des Ephithels angesiedelt, wobei die Konzentrationen in den Villi größer sind als in den Krypten.
- Im Rattenexperiment sind die IGF-II-Wirkungen im Darm am höchsten in der fötalen Phase und verringern sich rapide in der Zeit nach der Geburt.
- das entspricht der Abnahme des Leber-IGF II nach der Geburt und der gleichzeitigen markanten Erhöhung des Leber-IGF I.
- im gesamten Darm sind IGF-I- und IGF-II-Rezeptoren festgestellt worden und das bei verschiedenen Arten, wie z.B. bei Menschen, Schwein, Ratte, Kaninchen.
- bewiesen ist, dass in der nachgeburtliche Phase eine Versorgung mit IGF I über Quellen außerhalb des Organismus erforderlich ist, natürlicherweise Muttermilch.
- Im Rattenexperiment zeigte sich, dass erwachsene Ratten im Dünndarm 3-mal so viel IGF-I-mRNA hatten wie die Frischlinge. Die Forscher schlossen daraus, dass die deutliche Beschränkung der IGF-I-Synthese bei Frischlingen mit der enteralen IGF-I-Aufnahme via Milch zusammenhängt.
Wirkungen von IGF I, das von außen einem Organismus zugeführt wird
- bei Mensch und Tier befinden sich spezifische IGF-I-Rezeptoren auf der äußeren Oberfläche des gastrointestinalen Ephitels (Schleimhaut).
- IGF I stimuliert Wachstum und Entwicklung des Darmgewebes.
- es erhöht das Zellwachstum in Abhängigkeit von seiner Dosierung.
- IGF I hat gewebsernährende Wirkungen und erhöht das Epithelzellwachstum der Krypten in Zellkulturen, mehr als GH und Insulin dieses fördern.
- Studien haben gezeigt, dass IGF I, das parenteral (unter Umgehung des Verdauungstraktes) und das oral aufgenommen wurde, die Bürstensaumenzyme stimuliert und zwar Maltase, Laktase, alkalische Phosphatase und die Aminopeptidase. Es hatte keine Wirkung auf die Saccharase (Saccharose spaltendes Enzym).
- IGF II stimulierte die Laktase und die Aminopeptidase, jedoch nur bei oraler Aufnahme.
- es gibt klare Beweise dafür, dass oral aufgenommenes IGF I in biologisch aktiver Form die Rezeptoren in der Darmschleimhaut erreicht.
- mittlerweile weiß man sogar, dass oral aufgenommenes IGF I systemische Wirkungen hat, z. B. die Erhöhung des Gesamtkörpergewichts, der Leber und des Gehirns bei Rattenfrischlingen.
- radioaktiv markiertes IGF I, das oral zugeführt wurde, blieb wenigstens 30 Min. nach der Aufnahme im Darm aktiv für Rezeptoren.
- das Kolostrum aller Arten enthält gegenüber der späteren Milch hohe Konzentrationen von IGF.
- daraus kann der Schluss gezogen werden, dass unter physiologischen Bedingungen nur in der kurzen nachgeburtlichen Phase hohe IGF-I-Konzentrationen vorkommen.
- die möglichen gewebsernährenden biologischen Wirkungen einer ständigen IGF I- Exposition via Milch während einer ganzen Lebensspanne müssen erforscht werden.
- wenn man eine die Zellteilung fördernde Wirkung von IGF I annimmt, muss die Frage beantwortet werden, bis zu welchem Grad von außen zugeführtes IGF I, das zusätzlich zu dem physiologisch vorhanden IGF I im Gastrointestinalbereich präsent ist, in der Lage ist, als Konsequenz einer langfristigen Exposition, ungünstige Wirkungen zu entfalten. Diese Frage muss angesichts verschiedener Zellkulturstudien gestellt werden, die zeigen, dass IGF I in verschiedenen Dickdarmtumorzellen zellteilend wirkt.
Letzte Änderung am 04.12.2011
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