Fortsetzung von Dezember 2010
Während man sowohl in den USA, als auch in der EU im Mainstream die Symptomatik der Laktoseintoleranz (LI) bzw. Laktosemalabsorption (LMA) mit Bauchkrämpfen, Durchfällen und /oder Obstipation, Völlegefühl, Blähungen und Flatulenz beschreibt und sich dabei auf Studien bezieht, die die Symptome nur wenige Tage bis Wochen beobachtet haben und dem Darmgeschehen ansonsten wenig Beachtung schenken, gibt es andere Studien, die eine langfristige Veränderung der Mikroflora des Darms konstatieren.
Dieser neuere Ansatz versucht zu verstehen, wodurch und warum es zu einer vielfältigen Symptomatik kommt, die weit über die oben bezeichneten Symptome hinaus geht.
Schon lange bekannt ist das sog. bacterial overgrowth syndrome, das in der Regel bei LI/LMA festgestellt werden kann, sofern Milchprodukte regelmäßig verzehrt werden.
Weil die Laktose im Dünndarm mangels Laktase (=Enzym) nicht verstoffwechselt wird, erreicht sie den Dickdarm, wo sie von den dort befindlichen Bakterien gespalten, sprich fermentiert wird. Dabei bilden sich Gase, die bei andauernder Milchzuckerzuführung den Dickdarm zu einer Dauerfermentierung veranlassen. Die entstehenden Gase gehen aber häufig nicht nach außen ab, sondern dringen in den Dünndarm ein. Mit ihnen werden Dickdarmbakterien in den Dünndarm geschleust, wo bei weiter andauernder Milchzuckerzuführung ebenfalls Fermentationen mit Gasbildung stattfinden. Das Resultat sind Luftbäuche, die trotz Entlüftungstabletten nicht sonografierbar sind. Auf längere Sicht entstehen Intoxikationen, die zur Schädigung der Dünndarmschleimhaut führen, was wiederum im Endstadium zu Mangelernährung, Anämie, fatigue (schweres Müdigkeitssyndrom), Migräne, Muskel- und Gelenkschmerzen, kognitiven Funktionsstörungen, Herzrasen, Reizdarm und multiplen Allergien führt.
Dass das bacterial overgrowth syndrome (BOS) auf Dauer zu schweren Gesundheitsstörungen führt und eng mit Malabsorptionen, darunter insbesondere der Laktose, verbunden ist, wird nicht bestritten. Regelmäßig wird aber bei der Schilderung der LI-Symptomatik dieser Aspekt so gut wie nicht erwähnt. Aus gutem Grund, denn BOS führt die Verharmlosungsstrategie, auf die sich manche Wissenschaftler, darunter auch die Efsa, eingelassen haben, ad absurdum.
Neueren Forschungen zufolge gibt es eine Erklärung dafür, wie durch eine Überladung des Dickdarms mit Kohlenhydraten - die typische Situation bei LI - Toxine entstehen, ähnlich wie bei BOS, die vom Körper aufgenommen werden und die deshalb für die vielen systemischen Symptome bei LI zusätzlich verantwortlich sein könnten.
Die Biochemiker und Mikrobiologen vom Darwin-Center der Universität von Cardiff (UK) und der Universität von Paris-Süd (F) zeigen auf, wie bei der Kohlenhydratfermantation im Dickdarm die verschiedensten Toxine entstehen, wobei eine Substanz eine besondere toxische Wirkung hat, das Methylglyoxal. Es hat zytotoxische Wirkung, ist also ein Gift für Gewebezellen. Methylglyoxal liegt bei Kohlnenhydratfermentationen im Dickdarm nicht nur in erhöhter Konzentration im Blut vor, sondern es verändert zusätzlich die Mikroflora des Dickdarms, indem es verschiedenste Darmbaktierien am Wachstum hindert, was Auswirkungen auf die Dickdarmflora und -funktion hat.
Schon die von der Efsa als unschädlich propagierten 12 g Laktose können die Dickdarmflora stark beeinträchtigen und die Methylglyoxalkonzentration im Blut erheblich erhöhen.
Medline PMID: 20851732, 17961498, 19960866, 19481094, 16842848
Angesichts solcher Forschungsergebnisse, ist der Vorschlag der Efsa 12 g Laktose als täglich unschädliche Dosis für die breite Masse der Betroffenen anzusehen, mehr als fragwürdig.
Man muss vermuten, dass die Empfehlung dieses Grenzwerts auf wirtschaftlichen Erwägungen beruht. Ein solcher Grenzwert ist nämlich nicht nur für die Nahrungsmittelindustrie von Vorteil, weil sie ihre vielen Laktosezusätze zukünftig unter Berufung auf die Efsa als unschädlich wird darstellen können, sondern auch für die Pharmaindustrie, weil die Masse aller Pillen auf Laktosebasis hergestellt wird. Man benötigt dann keine anderen, teureren Substrate mehr und kann diejenigen, die auf Medikamente reagieren mit dem Efsa-Grenzwert abwimmeln. Ebenso erübrigt es sich für Medikamente, die in Länder mit überwiegend laktoseintoleranter Bevölkerung ausgeführt werden (Dritte Welt), andere Substrate zu finden, die erheblich teurer wären als Laktose.
Da die Efsa in ihrer LI-Grenzwertstellungnahme sich weder mit der BOS-Problematik, geschweige denn mit der Veränderung der Dickdarmmikroflora auseinandersetzt, obwohl diese Dinge lange bekannt sind, hat sie sich einmal mehr als Interessen geleitet gezeigt. Sie wird nicht umsonst als von der Industrie unterwandert dargestellt:
Frankfurter Rundschau vom 2. 12. 2010
und
http://www.testbiotech.de/node/425
Wir können niemandem der oder die von LI betroffen ist empfehlen, 12 g Laktose täglich zu sich zu nehmen.
Für die breite Masse der Betroffenen ist und bleibt 0 g Laktose der gesündeste Grenzwert.
Letzte Änderung am 04.12.2011