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Klonmilch und Klonfleisch bald auch in der Europäischen Union?

Die europäischen VerbraucherInnen werden zunehmend vom internationalen Agrobusiness mit Gentech-Nahrungsmitteln belästigt. Eine neue Variante des Ärgernisses heißt "Klonmilch" und "Klonfleisch".

Dass diejenigen, die die Gentechnik forcieren auch gegen das Klonen von Nutztieren nichts einzuwenden haben, ist naheliegend. So sind die USA seit langem Vorreiter im Anbau von Gentech-Pflanzen und bilden jetzt die Spitze derjenigen, die die kommerzielle Klontechnik weltweit einführen und verbreiten wollen.

Die neuen Techniken waren und sind erst dann rentabel, wenn sie den Verbrauchern aufgezwungen werden. Das geschieht heute nicht mehr per Dekret, aber im Zusammenspiel von Behörden, Wissenschaftlern und Herstellern, die die neuen Produkte als für Mensch, Tier und Umwelt verträglich einstufen. Da sie von herkömmlichen Produkten nicht oder kaum unterscheidbar seien, müssen sie auch nicht besonders gekennzeichnet werden. Ohne Kennzeichnungspflicht sind VerbraucherInnen dem Gutdünken der Hersteller ausgeliefert. So bei Gentech-Nahrung in den USA, die im Gegensatz zur EU, nicht gekennzeichnet werden muss.

Beim Klonen durch Zellkerntransfer ist die FDA (US-Food and Drug Administration) gerade in der Schlussphase ihrer Bewertung angekommen. In ihrem fast 700-seitigen Bericht hat sie signalisiert, dass sie noch im laufenden Jahr 2007 Klonmilch und -fleisch von Rindern, Schweinen und Ziegen als unbedenklich für die Lebensmittelsicherheit einstufen werde (siehe Neues im Januar und Februar 2007). Zu Schafen gebe es keine Studien, so dass Schafsmilch und -fleisch ausgenommen werden.

Milch und Fleisch von den genannten geklonten Tieren und ihren Nachkommen sei so sicher wie von natürlichen Tieren, es sei daher auch nicht nötig diese besonders zu kennzeichnen, so das Resümee der FDA.

Klonen durch Zellkerntransfer bedeutet, dass der Kern einer beliebigen Körperzelle eines Individuums mit der entkernten Eizelle eines anderen Individuums verschmolzen wird, auch als Duplikation bezeichnet. Sie soll hauptsächlich zur Erhaltung von als positiv angesehenen Genen und zur schnelleren Zuchtverbesserung eingesetzt werden.

Eine andere Art des Klonens ist die zusätzliche gentechnologische Veränderung der DNA um bestimmte chemische Substanzen in der Milch von Milchtieren zu erzeugen, z.B. Insulin. Dieses Klonen steht hier nicht zur Debatte. Die Klon-Diskussion dreht sich allein um das Duplikationsklonen.

Das Hauptargument der Klonbefürworter für die Unbedenklichkeit von Klonprodukten ist, dass nur in geringem Umfang Klonprodukte erzeugt würden, denn in die Nahrungskette würden hauptsächlich Milch und Fleisch der sexuell gezeugten Nachkommen von Klonen eingehen. Und die Erzeugnisse der Klon-Nachkommen würden sich nicht von normalen tierischen Erzeugnissen unterscheiden.

Die amerikanische Verbraucherschutzorganisation CFFS (Center For Food Safety) hat im März 2007 eine Auswertung des FDA-Berichts veröffentlicht.

Darin weist sie auf ein grundsätzliches Problem hin, dass es nämlich nur sehr wenige Studien und gutachterliche Stellungnahmen zum Klonen der verschiedenen Nutztiere gibt. Nur bezüglich der Milch von Klonrindern steht es etwas besser. Zu Klon-Nachkommen gibt es kaum Studien und zu den Erzeugnissen von Klon-Nachkommen - Milch und Fleisch - überhaupt keine.

Da auch die FDA keine neuen zusätzlichen Studien aus dem Hut zaubern konnte, stellt sich die Frage, ob die anhand der sehr eingeschränkten Datenlage gezogenen Schlussfolgerungen der FDA berechtigt sind. Außerdem beruft sich die FDA zum Teil auf Studien, die von den Klonfirmen selbst durchgeführt, aber nicht in Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind, was die Unabhängigkeit der Forschung in Frage stellt.

Eine Überprüfung der vorhandenen Veröffentlichungen, die in der Tat nicht sehr umfangreich sind, ergibt ein etwas anderes Bild, als das von der FDA gezeichnete:

Rinder

Schweine

Ziegen

Bezüglich der menschlichen Gesundheit ergeben sich aus dem Nutztierklonen folgende Risiken:

Daraus folgt das nächste Problem:

Wenn Klonen derart ineffizient ist, der Tiergesundheit Hohn spricht, mit Risiken verbunden ist, die nicht überschaubar sind, warum wird diese Technologie gefördert und soll unbedingt gesellschaftlich akzeptiert und kommerziell verwertbar werden?

Dahinter steckt - zumindest von Seiten der Wissenschaft - ein Endziel, das Klonen von Menschen.

Denn jeder Klonexperte weiß, dass für das Klonen von Menschen dieselbe Technologie erforderlich ist wie für das Klonen von Säugetieren. Unter dem Deckmantel des Nutztierklonens wird das Klonen von Menschen vorbereitet. Diejenigen Geldgeber und Wissenschaftler, die sich dieser Forschung verschrieben haben, will man politischerseits auf keinen Fall behindern. Man kann ja nie wissen, was dabei herauskommt und für was es einmal gut sein kann. So lässt man Wissenschaftler und ihre Geldgeber, die bis heute mit dem Klonen noch keinen Dollar verdient haben, einmal machen. Und damit Forschung und Produktion in großem Stil nicht zu teuer für die Geldgeber werden, will man VerbraucherInnen Klonfleisch und Klonmilch aufzwingen, damit diese tierischen Erzeugnisse nicht mehr teuer vernichtet werden müssen, sondern gewinnbringend in die Nahrungskette eingeschleust werden können.

Es gibt nur wenige Klonfirmen. Alle Start-ups aus den 90er Jahren gingen bankrott oder wurden aufgekauft. Die Dolly-Patente (1. geklontes Nutztier 1997 in Schottland) wurden von der Holding des amerikanischen Milliardärs, John Sperling, - Exeter Life Science of Phoenix - aufgekauft.

Sperling hat letztes Jahr eine seiner Gen- und Klonfirmen mangels Nachfrage schließen müssen. Er wollte mit der Liebe von KatzenbesitzerInnen Geld verdienen und versprach Klonkatzen von den in die Jahre gekommenen Liebsten zu erzeugen. Die Nachfrage nach geklonten Katzen-Lieblingen war jedoch so gering, dass er die Firma schloss.

In 2002 gründete Exeter Life Science die Firma ViaGen, die eine Genbank für Tiere anbietet und intensiv die Klontechnologie vorantreiben will. ViaGen, in Texas beheimatet, betreibt derzeit offensives Klon-Lobbying. Die FDA bezieht sich in ihrem Klonbericht vom Dez. 2006 häufig auf Daten dieser Firma. Jetzt soll also mit Hilfe der FDA das teure Klonen - eine ViaGen-Klon-Kuh kostet 15.000$ - rentabler werden, damit sich die Klonkuh für Farmer rechnet.

Um Regierungen und VerbraucherInnen den Einstieg in die Klontechnik schmackhaft zu machen, wird argumentiert, es ginge weniger um Klontiere an sich, als um Fleisch und Milch der sexuell erzeugten Nachkommen von Klontieren. Diese Produkte seien in jedem Fall unbedenklich. Dass das so nicht stimmt, zeigt die o.g. Zusammenstellung. Aber auch wenn es so wäre, ganz trauen kann man dieser Argumentation nicht. Denn dass es letztlich weniger um die Erzeugung von Nutztieren und schnellere Zuchtverbesserungen geht, als um die Beherrschung der Klontechnologie, liegt bei der seit 20 Jahren hartnäckig andauernden Ineffizienz der Technik auf der Hand. Es erscheint doch schleierhaft und diffus, welchen Sinn eigentlich das Nutztierklonen hat, wenn z.B. das Schlachtgewicht von Klonschweinen niedriger ist, als das der Konventionellen, und es auch noch längere Zeit braucht, dieses Gewicht zu erreichen. Hinzu kommt, dass die Fertilität der Nachkommen-Sauen geringer ist. Wenn der Vorstand von ViaGen, Mark Walton, dann verkündet, dass Klonen 50 % des Schweinemarkts erobern kann wird man sprachlos. Und wenn in die Betrachtung einbezogen wird, dass die Daten zum Schweineklonen von ViaGen selbst stammen (FDA-Report S. 237 ff), stellt sich die Frage, was das Ganze soll. Denn mit konventionellen Tieren dürfte der kommerzielle Erfolg der Farmer größer sein. Warum sollten sie also auf teure geklonte Tiere und deren Nachkommen umsteigen?

Im Hinblick auf den Geschäftserfolg der Firma ViaGen, die erwartet, dass das OK der FDA zum Nutztierklonen "raketenhaft" die Geschäfte befördern werde, spielt Mr. Walton mit der Unwissenheit von Politik, Wirtschaft und VerbraucherInnen bezüglich der ineffizienten Gegebenheiten beim Klonen.

Die Selbstdarstellung der Firma im Netz ist sehr aufschlussreich. Neben einer perfekten Inszenierung, die Probleme verschweigt, werfen die mitgeteilten Fakten gleichzeitig Fragen auf: In 5 Jahren hat die Firma 250 Klone produziert, pro Jahr also 50. Entweder war die Nachfrage nach geklonten Tieren gering und/oder aber der Klonerfolg war mässig. Bei einer Firma, die sich für die größte Klonfirma der USA hält, erscheinen 50 Klone pro Jahr jedenfalls als eine verschwindend geringe Menge.

Aufhorchen lässt auch die Angabe zur Auslieferung der Klone. Wer erwartet hatte, dass Klone kurz nach der Geburt, abgeliefert werden könnten, sieht sich getäuscht. Kälber sollen mit etwa 7 Monaten, Fohlen mit 2 Monaten und Schweine bei einem Gewicht von etwa 20 kg ausgeliefert werden. Auslieferungszeitpunkt kann erst dann sein, wenn mit einiger Sicherheit feststeht, dass der Klon gesund sein wird und sich weiter entwickeln kann. Wenn das bei Rindern 7 Monate dauert, gibt das Anlass zu der Vermutung, dass es von der Geburt des Klon-Kalbes bis zu diesem Alter regelmässig zu Problemen kommt. Bei Klon-Pferden scheint es mit 2 Monaten bei der Auslieferung weniger Probleme zu geben und bei Klon-Schweinen ist das Gewicht maßgeblich, das diese aber nicht so schnell erreichen wie die konventionellen Artgenossen.

Wer noch monatelang nach der Geburt Klone durchfüttern und überwachen muss, der kann nicht im Ernst erwarten, dass sich das wirtschaftlich rechnen wird.

Weil in das Nutztierklonen trotz aller Ineffizienz offensichtlich eine Menge Geld investiert wird, muss es also andere Ziele geben. Ein mögliches Ziel ist genannt worden.

Wenn die FDA sich also zum Wegbereiter der Klontechnologie und Verlustverringerer einiger einheimischer Firmen macht, könnte uns das in Europa zunächst einmal gleichgültig sein.

Betroffen sind aber auch wir, weil unsere gesetzgebenden Organe dabei sind, sich dem Votum der FDA anzuschließen, denn auch in der EU wird vom Klonen geträumt.

Deutlich wurde das im Februar 2007. Da beauftragte die Europäische Kommission ihre Behörde für Lebensmittelsicherheit, die EFSA (European Food Safety Authority) in Parma/Italien, eine wissenschaftliche Stellungnahme zum Klonen in Bezug auf Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit- und -haltung und die Umwelt bis zum 1. August 2007 zu erarbeiten.

In der Begründung ihrer Anfrage schreibt die Kommission u.a.: "Nach Expertenmeinung steht das Tierklonen mittels somatischen [körperzell] Zellkerntransfers (SCNT = somatic cell nucleus transfer) vor seinem großflächigen kommerziellen Einsatz und es wird erwartet, dass es in die globale Nahrungskette noch vor 2010 eindringt. Lebensmittel (wie Fleisch und Milch), besonders die von traditionell produzierten Nachkommen von Klonen, werden demzufolge in der Zukunft für VerbraucherInnen verfügbar sein..."

Der Formulierung ist zu entnehmen, dass die Kommission den optimistischen Erwartungen von "Experten" erlegen ist. Es steht zu befürchten, dass sie, ähnlich wie die Amerikaner, das kommerzielle Klonen erlauben bzw. einen gesetzlichen Rahmen dafür schaffen will.

Die EFSA, der die Aufgabe erteilt wurde, in nur 6 Monaten eine wissenschaftliche Stellungnahme zum Klonen zu erarbeiten, für die die FDA mehrere Jahre benötigte, hat den gesamten Vorgang ins Internet gestellt, s.o.

Indirekt kann dessen Bekanntgabe als ein Aufruf an die europäische Bevölkerung angesehen werden, sich zum Thema zu äußern. Denn neben einer wissenschaftlichen Risikoabschätzung berührt das Klonen ganz zentrale ethische Fragen. Klonen kann daher nicht nur aus naturwissenschaftlicher und technischer Sicht betrachtet werden. Laut Umfragen ist die Bevölkerung der EU mehrheitlich gegen Klonlebensmittel eingestellt.

Letztlich sollte die interessierte Bevölkerung Europas gegenüber den entscheidenden Stellen, der EU-Kommission und in ihrem Gefolge der EFSA, aber auch den EU-Parlamentariern und den nationalen Parlamenten ihre Meinung zum Nutztierklonen mitteilen.

Teilen Sie Ihre Meinung zum Klonen den entscheidenden Stellen mit, per Brief oder E-Mail.

Auf EU-Ebene können die Kommission mit den zuständigen Kommissaren und die EFSA angeschrieben werden. Schreiben sie ruhig in Ihrer Muttersprache, die EU beschäftigt viele Übersetzer. Vergessen Sie Ihre Adresse im Brief und auch in der E-Mail nicht, damit ihr Schreiben ernst genommen wird.

Die Adressen der für Sie zuständigen EU- und nationalen Parlamentarier bitten wir Sie selbst herauszufinden, wenn Sie sie auf das Klonproblem ansprechen möchten.

Mustertext für eine E-Mail oder einen Brief an oben genannte Personen und Institutionen.

Sie können dieses Schreiben auch abwandeln. Schreiben Sie höflich, aber bestimmt ihre Meinung und schicken Sie die Briefe oder E-Mails auch ab - das wird nämlich häufig vergessen.

Hinweis

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Letzte Änderung am 04.12.2011

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